Cornell Methode: Perfekt Notizen machen (2024)

Ein großer Teil des Studiums besteht aus dem Anfertigen von Notizen. Egal ob im Unterricht, dem Seminar oder der Vorlesung – schriftliche Notizen sind die Basis von Lernen, Erinnern und Klausurvorbereitungen. Wenn es darum geht sich Wissen anzueignen, ist das Schreiben auf Papier nun einmal unschlagbar. Der Beitrag zeigt die praktische Umsetzung einer Mitschrift am Beispiel der Cornell Methode.

Inhalt

Warum man Notizen machen sollte

Besonders im Studium fallen beachtliche Mengen an Notizen und Mitschriften an. Wichtige Inhalte aus Vorlesungen, Seminaren und auch Büchern sollen so vor dem Vergessen geschützt werden und eine optimale Vorbereitung auf Klausuren und Prüfungen gewährleisten.

Leider kommt es gar nicht so selten vor, dass man schon nach wenigen Wochen nicht mehr besonders viel mit diesen „Werken“ anfangen kann. Dann sitzt man ratlos vor einer nur schwer zu entziffernden Textwüste, die jeden Kryptologen zur Verzweiflung treiben würde.

Für alle, die beim Notizen machen bisher kein klares Konzept verfolgen, möchte ich in diesem Beitrag die Cornell Methode erläutern. Richtig angewendet sorgt diese für klar strukturierte Unterlagen. Zusätzlich ist auch gleich der erste Schritt für eine erfolgreiche Prüfungsvorbereitung getan.

Notizen machen gegen Gedächtnistäuschung

Der Hauptgrund warum man Notizen und Mitschriften angefertigt, ist das Erinnern wichtiger Informationen und Inhalte. Wer die wesentlichen Inhalte mitschreibt, prägt sich gegenüber reinem Zuhören mehr Informationen langfristig ein.

Dabei ist es relativ egal, ob man sich Notizen zu gelesenen Büchern oder zu gesprochenen Infos aus Vorlesungen oder Seminaren macht. In beiden Fällen zahlt sich das Mitschreiben von Hand aus. Umgekehrt kommt es bei zu „dünnen“ Notizen schnell zum bösen Erwachen.

Beim Zuhören oder Lesen kann man schnell den Eindruck gewinnen, alles verstanden zu haben und deshalb kaum Notizen zu brauchen. Oft ist das ein Irrtum, der als Gedächtnistäuschung bezeichnet wird.

Das mag in dem Moment auch zutreffen. Allerdings sind die Inhalte nur im Kurzzeitgedächtnis angekommen. Von langfristigem Erinnern kann keine Rede sein. Bereits nach der Vorlesung lässt die Gewissheit, alles verstanden und abgespeichert zu haben, schon deutlich nach.

Später bemerkt man, dass gravierende Lücken bestehen, die dann mühsam durch Lerngruppen und Kopien bei Kommilitonen gefüllt werden müssen. Ja, ja … hätte man doch besser gleich und mit System mitgeschrieben 😉

Effizienter Lernen

In der Praxis ist es am effizientesten, wenn man sich direkt Notizen macht. Langfristig zahlt es sich aus, die Informationen unmittelbar in Form einer guten Mitschrift weiterzuverarbeiten.

Da man nicht alles mitschreiben kann (und auch nicht sollte) ist man dazu gezwungen, sich aktiv mit dem Text bzw. dem Gesagten zu befassen. Was ist wirklich wichtig? Was will ich mir merken? Wie kann ich die Sache schriftlich auf den Punkt bringen?

Je mehr Aufmerksamkeit auf die Lerninhalte gerichtet wird, desto besser werden diese behalten.

Beim klugen Mit- und Herausschreiben werden die relevanten Informationen mit dem Gehirn UND der Hand wiederholt. Zudem hat man einen analogen externen Speicher erzeugt, der das Gehirn entlastet und später maßgeschneidertes Lernmaterial bietet.

All das leistet die Cornell Methode. Zudem erhält man klar und einheitlich strukturierte Unterlagen, auf die man fürs Lernen auch gerne verwendet.

Notizen machen mit der Cornell Methode

Die Methode wurde bereits 1949 von Professor Walter Pauk an der Cornell Universität entwickelt. Ziel war es, eine Mitschrift zu entwickeln, die klar strukturiert und den Erfordernissen der Studierenden gerecht wird.

Die Methode besticht durch ihre simple Struktur. Man verwendet einen Block (kariertes Papier) und unterteilt ihn nach folgendem Schema:

Ein etwa fünf Zentimeter breiter Streifen (3) trennt den gesamten untern Rand ab. Das große Feld oberhalb dieses Rands wird mit einer senkrechten Linie in einen schmalen Bereich (2) von etwa sechs Zentimeter und einem verbleibenden Hauptfeld (1) unterteilt. Das Blatt sollte dann wie in der folgenden Abbildung aussehen.

Notizen machen: Beispiel Vorlesung

Für die praktische Umsetzung der Methode verwende ich hier das Beispiel einer Vorlesung. Allerdings kann die Blattaufteilung genau wie das im Anschluss vorgestellte Querformat auch für die Bearbeitung von Büchern (z. B. nach der SQ3R Methode) genutzt werden.

Der große Bereich (1) des Blatts wird für die Notizen während der Vorlesung genutzt. Natürlich ist der vorhandene Raum durch die anderen Bereiche vergleichsweise klein. Entsprechend sollen keine ganzen Sätze, sondern Stichworte, Abkürzungen und Symbole überwiegend verwendet werden.

Was eine hilfreiche Mitschrift unbedingt braucht:

  • Datum und Titel der Veranstaltung
  • Thema der Unterrichtseinheit
  • Inhalte (Relevanz!) der Unterrichtseinheit
  • Nachbereitung zeitnah nach der Veranstaltung

Wer künstlerisch begabt und schnell genug ist, kann auch kleine Zeichnungen einfügen. Der begrenzte Raum ist generell eine Stärke der Methode, da man so automatisch dazu gezwungen ist, die Inhalte in eigenen Worten auf ihren grundlegenden Kern herunterzubrechen.

Wenn ein neues Thema bzw. ein neuer Gedanke thematisiert wird, bietet es sich an ein neues Blatt zu beginnen. Das mag sich in der Praxis erst einmal wie massive Papierverschwendung anfühlen, hat aber einen guten Grund.

Nachbereitung: Je früher, desto besser!

Möglichst zeitnah nach der Veranstaltung steht die Nachbereitung auf dem Programm. Hier gilt: je früher, desto besser! Die Erinnerungen sind noch frisch, was unbedingt zu nutzen ist.

Die Mitschrift aus der Vorlesung wird jetzt nochmals durchgelesen und gegebenenfalls ergänzt. Wichtige Punkte können mit unterschiedlichen Farben hervorgehoben werden.

Man sollte sich dabei schon früh darüber Gedanken machen, welche Farben man für bestimmte Zusammenhänge verwendet. Z. B. Grün für Beispiele, Rot für Thesen und Blau für Daten.

Zentrale Begriffe, wichtige Thesen oder Fragen werden nun in der linken Spalte notiert. Wirklich nur zentrale Punkte sollen in diesem Bereich aufgegriffen werden.

Das sorgt für schnellen Überblick und kann auch gut zur Selbstüberprüfung des eigenen Wissens genutzt werden. Man deckt dann einfach den rechten Bereich mit einem Blatt Papier ab.

Der nun noch freie untere Bereich wird auch als summary box bezeichnet. Hier notiert man in einigen wenigen Sätzen das gesamte Blatt zusammen. Auch hier empfiehlt es sich, dies zeitnah nach der Vorlesung zu erledigen.

Notizen machen im Querformat

Wem das Layout der Cornell Methode zum Notizen machen nicht wirklich zusagt – hier gibt es eine Alternative!

Es gelten ebenfalls die Regeln des aktiven Mitschreibens. Trotzdem gibt eine Reihe von Unterschieden, auf die ich kurz eingehen möchte.

Die Aufteilung ist gegenüber der Cornell-Methode deutlich ausdifferenzierter. Statt drei finden sich hier fünf Bereiche, in das Blatt aufgeteilt ist.

Der obere Blattbereich ist für das Thema (T) und die klare Nennung der Veranstaltung (N) vorgesehen. Ebenfalls kann dieser Bereich für eine fortlaufende Nummerierung oder den Namen des Dozenten verwendet werden.

Auch beim Querformat gibt es einen schmalen linken Rand. Dieser dient der schnellen Orientierung. Entsprechend finden sich dort Schlüsselbegriffe oder auch Literaturhinweise.

Eine Auswahl an Standardsymbolen spart Zeit und sorgt für einen schnellen Überblick!

Wegen des begrenzten Platzes können hier Symbole zum Einsatz kommen. Man sollte deren Einsatz meiner Meinung nach nicht übertreiben – fünf bis maximal zehn verschiedene Symbole sollten ausreichend sein.

Cornell Methode: Perfekt Notizen machen (4)

Der Hauptteil (H) wird genau wie bei der Cornell Methode geführt; der untere Bereich (G) dient dazu, sich nach der Vorlesung nochmals intensiv mit dem Stoff auseinander zu setzen.

Eigene Gedanken, (offene) Fragen und Kommentare finden hier ihren Platz. Gegenüber der Cornell Methode ist dieser Bereich deutlich großzügiger gestaltet und ermöglicht so eine intensive Auseinandersetzung d. h. Elaboration.

Welche Methode ist besser?

Prinzipiell bestehen deutlich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen den beiden Formaten. Ich möchte nicht eine Bewertung in „besser“ und „schlechter“ vornehmen. Letztendlich ist es Geschmackssache, welches Layout besser gefällt.

Auf jeden Fall sollte man – falls bisher noch keine klare Struktur bei den eigenen Mitschriften bestand – den vorgestellten Techniken eine Chance geben.

Cornell Methode: Perfekt Notizen machen (2024)

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